Das Geheimnis der Engel

Wenn es Engel gibt – könnte es dann nicht sein, dass diese „Wesen aus Licht“ einmal geboren werden müssen, um das Leben zu durchstreifen und zu fühlen und spüren, was es zu fühlen und spüren gibt?

Mit genau dieser Idee spielt die Geschichte: ein kleiner Engel wird in unsere Welt aus Licht und Schatten hineingeboren, durchwandert sie und erfährt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Die Form des Stückes verbindet flache, leicht abstrahierte Figuren mit einer „offenen“ Spielweise. Der Spieler sitzt dabei sichtbar vor der Leinwand zu den Kindern gewandt und gibt dadurch die Möglichkeit, nicht nur die Erzählung, sondern auch seine Handlungen konzentriert zu verfolgen. Der visuelle Reiz des Stückes liegt in der Darstellung der Engel aus Reflexionen und der Menschenwelt aus Schatten.

Ab 4 Jahren
Spielzeit ca. 45 Minuten
Idee, Ausstattung und Spiel: Norbert Götz
Regie: Therese Thomaschke
Entwürfe: Wiebke Steinmetz
Lichtbau: Leon Winkler
Fotos: Sonja Krebs

Presse:

„Eine Sternstunde des Figurentheaters“
Süddeutsche Zeitung, 29.10.07

Wie Luft und Licht
Virtuoses Schattentheater von Norbert Götz über Engel

Engel – gibt’s die überhaupt? Wo kommen sie her? Was treiben die so? Leise, nachdenkliche Antworten auf solche Kinderfragen gibt der Schattentheaterspieler Norbert Götz in seinem neuesten Stück, das er am Freitag im Kinderkulturprogramm der Kleinkunstbühne Leierkasten als Uraufführung inszenierte. Götz, bekannt für sein virtuoses Spiel mit Licht und Schatten, bleibt seinem Stil treu und bringt „Das Geheimnis der Engel“ als Variation aus Sehen, Ahnen und Erfühlen auf die Bühne.
Vor dem eigentlichen Spiel gibt es für das junge Publikum eine kleine Einführung ins Engelwesen. Vorsichtig hebt Götz zart-fedrige Flügel aus einem winzigen Samtkästchen, „mein Engelkoffer“. Mit behutsamen Handgriffen entsteht rasch aus Flügeln, weißglänzendem Taft und schrulligem Holzkopf eine lustige Engelsfigur, die – hui – über die Bühne saust. Doch „das ist natürlich kein richtiger Engel, sondern eine Puppe“, holt Götz seine Zuschauer auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn Engel, das weiß ja jedes Kind, kann man nicht anfassen und nicht sehen.

Ob sie trotzdem da sind – wie Luft oder Licht? Falls es Engel gibt, könnte es dann nicht sein, dass sie erst in die Welt geboren werden, um zu erfahren, was es bedeutet, Mensch zu sein? Diese Spielidee zaubert Norbert Götz mit fein herausgearbeiteten Scherenschnittfiguren, vor allem aber dem immer wieder überraschenden Spiel von Licht und Schatten in den vollkommen verdunkelten Gemeindesaal. Praktisch aus dem Nichts entstehen ätherische Lichtwesen, huschen über Projektionswand und Decke. Leuchtende Punkte blitzen keck mal hier mal dort auf. Dann geht der Blick zurück auf die Erde: mit ruhiger Stimme erzählt Götz vom künftigen Schutzengel, der zwecks authentischer Schutzengel – Lebenserfahrung erst mal als kleiner Junge Paul in diese Welt geboren wird.
Fast spartanisch ist die Bühnenausstattung: ein samtschwarzes Podest, auf dem Götz seinen fein herausgearbeiteten Scherenschnittfiguren Leben einhaucht. Gerade noch eine schmale Linie, wandelt sich der See in dem Paul gleich versinken wird, mit einem anderen Einfallswinkel des Lichts zur undurchdringlich blauen Tiefe. Seine anekdotische Erzählung greift mit Feingefühl aber auch Witz die Erfahrungswelt der Kinder auf – mit nervigen Verwandten, die nur das plärrende Neugeborene bewundern, mit kindlichen Ängsten vor dem dunklen See und den verlockenden Versprechungen des „netten Fremden“.

Mit „Das Geheimnis der Engel“ ist dem Bamberger Lichtkünstler Norbert Götz eine Inszenierung gelungen, die Erwachsene wie Kinder anrührt, unterhaltsam in Staunen versetzt und auf heitere Art nachdenklich stimmt.

Süddeutsche Zeitung, 5. Nov. 07