Emil und die Detektive

Erich Kästners Erzählung von Emil Tischbein – der auf der Fahrt nach Berlin bestohlen wird, mit Hilfe seiner Freunde den dreisten Dieb verfolgt und schließlich sogar überführt – fehlt in kaum einem Kinderzimmer. Dass sie sich wunderbar für das Schattentheater eignet, ist ein zusätzliches Geschenk. Mit diesem Medium lassen sich ihre Szenen bestens umsetzen: die Dimensionen der Großstadt, die schnellen Wechsel der Spielorte und die zeitlose Eleganz der Figuren.

Die Zutaten sind einfache, mit Glasfarben gemalte Bilder und klassisch flache Figuren. Durch die Bewegung des Lichtes jedoch, durch Überblendung, Verzerrung und erstaunliche Wechsel der Perspektiven entsteht aus diesen elementaren Mitteln eine überaus moderne Erzählform, die manchmal sogar in filmische Szenen mündet.

Ab fünf Jahren
Spielzeit ca. 45 Minuten
Ausstattung, Lautmalerei und Spiel: Norbert Götz
Regie: Joachim Torbahn
Figurenentwürfe: Wiebke Steinmetz
Hintergrundmalerei: Barbara Steinitz
Lichtbau: Leon Winkler
Fotos und Satz: André Hammon

Presse:

Voller Dynamik
Kästner als Schattentheater

Dachau – es ist dunkel im Raum. Um nicht zu sagen: stockfinster. Nur der Kegel einer Taschenlampe ist zu sehen, der langsam durch den Saal gleitet und einzelne Kindergesichter erleuchtet, die dort in Reih und Glied sitzen. Norbert Götz macht die Dunkelprobe, bevor er mit der Vorführung seines Schattentheaters „Emil und die Detektive“ im Ludwig-Thoma Haus beginnt. Erst als alle gut 100 anwesenden Kinder still geworden sind, haben sie die Mutprobe bestanden. Die Abenteuer von Emil Tischbein können beginnen.
Die Geschichte von Erich Kästner ist hinreichend bekannt. Emil reist nach Berlin, ihm wird im Zug Geld gestohlen, mit seinen Freunden in Berlin überführt er den Dieb. Die letzte Verfilmung aus dem Jahre 2001 transportiert die Ereignisse in die Gegenwart. Nicht so Norbert Götz vom Schattentheater Bamberg. Er inszeniert daraus ein Kinder-Erwachsenen-Stück und lässt dieses Kinderbuch von 1929 ganz neu erstehen und damit auch die damalige Zeit.
Das beginnt schon damit, dass er im Unterschied zum üblichen Schattenspiel sich nicht bloß auf eine zweidimensionale Leinwand einlässt, sondern den Bühnenraum aufnimmt. Die Faszination steigern noch liebevoll gemalte, wunderschöne Glasmalbilder und klassisch flache, elegante Figuren. Dank all dieser Elemente werden die Zuschauer in den Bann der Großstadt Berlin der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gezogen. Er zieht den Zuschauer in den Bann der damaligen Dynamik der Städte, die regelrecht explodierten.
Durch die Bewegung des Lichts, Verzerrung, Überblendung und viele Perspektivwechsel erzeugt Götz eine dreidimensionale Kulisse, deren Szenen manchmal sogar filmischen Charakter haben. Er imitiert das Stampfen der Eisenbahn, die quietschenden Reifen des Taxis, spricht dazu die Dialoge der Figuren, bewegt sie und verändert nebenbei die Kulisse und das Licht. Kaum zu glauben, dass nur ein Mann hinter dieser Vorführung steht. Große Begeisterung und stürmischer Applaus, wie bei den Theatertagen schon üblich.

Süddeutsche Zeitung vom 14.11.2011