Peter und der Wolf

Im kleinen Holzhaus am Waldrand lebt Peter mit seinem Großvater und der Katze. Sein Freund, der Vogel wohnt im Baum und die Ente am Teich. Im Wald aber lebt der Wolf. Eines Tages kommt er heraus mit großem Appetit auf den Vogel, die Katze und die dicke Ente. Aber Peter und der Vogel sind schlauer als der Wolf…
Das musikalische Märchen von Sergej Prokofieff in einer liebevollen Fassung: ein Buch wird aufgeschlagen und das Licht führt zu den Orten der Geschichte, zum Haus, zum Teich, zum Wald.

Ab vier Jahren
Spielzeit ca. 50 Minuten
Regie: Therese Tomaschke

Presse:

Es sind die Bilder, die noch lange im Kopf bleiben. Schattenbilder. Das kleine windschiefe Haus, in dem abends das warme gelbe Licht die Fenster erleuchtet. Der Baum im Garten, der zum Wald wird. Der Weg des Jungen durch das Dickicht im Wald.
Das Bamberger „Theater der Schatten“ gastierte im Gautinger TheaterSpielRaum mit „Peter und der Wolf“ und bot damit erstmals, nach der hier gefeierten „Schatzinsel“, eine Produktion für Kinder.
Norbert Götz, der „Schattenmann“, baute um Prokofieffs musikalisches Märchen einen erzählerischen Rahmen. „Als ich ein kleiner Junge war“, lautete der Aufhänger. Damals, erzählte Götz, sei er sommers immer zu Besuch bei dem Großvater gewesen, der irgendwo auf dem Land am Waldrand lebte und zu dem im Winter gar kein Weg führte. Darum habe der Großvater, um sich die Zeit bis zum nächsten Besuch des kleinen Enkels zu vertreiben, an den langen Winterabenden sich eine Geschichte ausgedacht, die er im Sommer dann seinem Enkel erzählen konnte. Doch der Großvater begnügte sich nicht allein mit dem ausdenken, er hat die Geschichte immer auch gleich gebaut. Kleine Häuser ausgesägt, Figuren. „Wartet mal“, erinnert sich der Erzählerspieler, „ich habe da, glaube ich, noch so eine gebaute Geschichte aufgehoben.“ Sprach’s, nahm einen Koffer zur Hand und zog das Haus, den Zaun, den Baum daraus hervor.
Sommer 1960 war das wohl, und er selber, Peter, der Enkel, damals sechs Jahre alt. Und schon wird Götz zum Sechsjährigen, steht mit dem Urlaubskoffer vor dem Haus des Großvaters, und die Geschichte, die der im Winter ersann, wird lebendig: Peter trifft den Wolf.
Die Regie in diesem Spiel führt das Licht. Ein kleiner Spot, nicht größer als eine Schreibtischlampe, bringt, hinter Leinwand und den aus Pappe geschnittenen Objekten bewegt, die Tiefendimension auf die Schattenbühne. Ein tiefblauer See empfängt die badelustige Ente, ein Mond taucht auf und lädt den Wolf ein, ihn anzuheulen. Und manchmal will es dem Betrachter erscheinen, als laufe er selbst durch den unheimlichen Wald und die Gräser ducken sich unter seinen leisen Sohlen. Welch eine wundervolle Illusion vermögen doch die Schatten hervorzuzaubern. Beinahe beginnt man hier eine geheimnisvolle zweite Welt zu ahnen, eine Schattenwelt eben.
Und wie gut, dass dem Großvater zu dieser Geschichte noch kein Schluss eingefallen ist. Womöglich hätte er sonst die Schatten der Vergangenheit heraufbeschworen und die Jäger wären viel früher gekommen und hätten den Wolf erledigt. Was wäre dann aus dem Triumphzug geworden, Peter vorneweg, der gefangene gerettete Wolf und alle Tiere hinterdrein, dieser Triumphzug für das Theater und seine zahlreichen Schlupfwinkel…

Sabine Zaplin, Süddeutsche Zeitung, 28. Jan. 03