Entdeckungen durch den Schatten

Auszug aus „Die Entdeckung des Schattens“ von R. Casati:

Nicht datierbar: Die Nacht ist der Schatten der Erde.

Nicht datierbar: Der Mond hat einen zyklischen Phasenverlauf.

Nicht datierbar: Der Mond ist eine Kugel, wie die geometrische Entwicklung seiner Phasen zeigt.

Nicht datierbar: Die Mondfinsternisse werden durch den Schatten der Erde verursacht; eine Sonnenfinsternis entsteht, wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt. Bei der Sonnenfinsternis ist die Korona der Sonne zu sehen.

Nicht datierbar: Die Erde ist nicht flach, wie die unterschiedliche Länge der Schatten am Mittag ein und des selben Tages auf verschiedenen Breitengraden zeigt.

Nicht datierbar: Die Tatsache, das die Schatten von einer Sonnenwende zur nächsten kürzer beziehungsweise länger werden, beweist, dass die scheinbare Bahn der Sonne am Himmel gegen die Umlaufbahn der Stern geneigt ist; dies erklärt die Jahrszeiten.

Ca. 500 v.Chr.: Der Mond nimmt nicht wirklich ab und zu, sondern wird von der Sonne beleuchtet.

Aristoteles, (384-322 v.Chr.): der Schatten der Erde auf dem Mond während der Eklipse beweist, dass die Erde kugelförmig und größer als der Mond ist.

Eratosthenes, (273-192 v: Chr.): der Vergleich zwischen den Schatten an zwei Punkten auf dem selben Breitengrad ermöglicht die Bestimmung des Erdumfangs: er beträgt 250000 Stadien ( ein Stadion ist 157,5 m ), also circa 40 000 km.

Hipparch, (zweite Hälfte des zweiten Jh. v.Chr.): der Mond ist im Schnitt 67 Erdradien von der Erde entfernt, die Sonne ist im Schnitt mindestens 490 Erdradien von der Erde entfernt.

Theon von Alexandria, (380 nach Chr.): die Geometrie der Schatten müsste beweisen, dass das Licht sich geradlinig ausbreitet.

Galilei, 1610: die Schatten der aufgehenden Sonne auf dem Mond zeigen eine unebene Oberfläche. Seiner Beschaffenheit nach unterscheidet sich der Mond also nicht sehr von der Erde.

Galilei, 1610: Die Berge auf dem Mond sind bis zu achttausend Meter hoch.

Galilei, 1610: die Venus leuchtet nicht aus eigener Kraft.

Galilei, 1610: die Venus durchläuft einen Phasenzyklus der mit den Voraussagen des ptolemäischen Weltsystems nicht vereinbar ist. Die Venus muss sich um die Sonne drehen und ist damit, zusammen mit der Erde und dem Jupiter, eines der drei Rotationszentren des Universums.

Galilei, 1612: die Eklipsen der Jupitermonde stellen eine gewaltige kosmische Uhr dar, die sich zur Längenbestimmung auf der Erde einsetzen lässt.

Gassendi, 1616: die Silhouette des Merkur, beobachtet während des Planetendurchgangs vor der Sonne, zeigt, dass Merkur nur ein Sechstel der bisher vermuteten Größe aufweist

Campani, 1664: die Schatten zeigen, dass die bizarre Form des Saturn auf die Ringe zurückzuführen ist, die ihn umgeben.

Grimaldi, 1665: die Schatten zeigen , dass das Licht sich nicht nur direkt, durch Reflexion und Beugung, sondern auch durch Brechung ausbreitet.

Roemer, 1676: die Verzögerungen bei den Eklipsen der Jupitermonde, beobachtet zu verschiedenen Zeiten des Jahres, zeigen, dass das Licht sich mit endlicher Geschwindigkeit ausbreitet, und erlauben die Berechnung der Lichtgeschwindigkeit.

1761: der Venusdurchgang erlaubt die erste exakte Messung der Sonnenparallaxe.

Eddington, 1919: die Sonnenfinsternis ermöglicht die Beobachtung, dass ein Stern im Sternbild Stier, durch das die Sonne hindurchgeht, leicht verschoben erscheint. Die Ablenkung des Lichts durch die Sonnenmasse stimmt mit den Vorhersagen des Einsteinschen Relativitätstheorie überein.

Dunham, 1980: eine Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen und dem theoretischen Verlauf der Sonnenfinsternis führt zu der Annahme, dass der Sonnenradius in drei Jahrhunderten um ca. eine drittel Bogensekunde geschrumpft ist.

Stephenson & Morrison, 1984: die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen und dem theoretischen Verlauf von ca. siebenhundert historischen Eklipsen führt zu der Annahme, dass die Erdrotation sich in zweitausendfünfhundert Jahren um ca. eine zwanzigstel Sekunde verlangsamt hat.